Im Sommer des Jahres 1987 wurde vom damaligen Vorstand der Schützengilde 1539 Twiste der Aufstellung einer weiteren Einheit zugestimmt.  Auf Initiative von Otto Paul, der in dieser Zeit der 2. Vorsitzende der Schützengilde war, hatte sich schon wenige Monate später eine Gruppe von 27  Männern und 9 Frauen zusammengefunden.

 

Gründungsfoto 1988

Erster Ausmarsch zum Freischießen 1988: Von links Hauptmann Otto Paul, Leutnant Willi Götte, Zahlmeister Heinz Rausch, Horst Lewandowski, Waffenmeister Willy Subat, Fritz Stracke, Burkhard Huhn, Günther Schüttler

Den geschichtlichen Hintergrund zu dieser Einheit bildet die waldeckische Landordnung von 1525, die das mittelalterliche Lehnssystem von „Schutz und Treue“ ablöste.  Hierin heißt es:

„Jedermänniglich soll sich mit seiner gesetzten Wehr, Rüstung, Pulver, und Loth in guter Bereitschaft halten und ein jeder Schütze mit 2 Pfund Pulver und 20 Kugeln jederzeit gefasst sein.“

1652 wurde auf Beschluss des waldeckischen Landtages eine Landmiliz aufgestellt, für die die Offiziere und Unterführer fest angeworben und besoldet wurden. Auf Anordnung traten die Bauern unter dem Kommando dieser Anführer zusammen und wurden zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung im Lande auch gelegentlich eingesetzt. In Anlehnung an damalige Uniformen tragen die Männer der Twister Landwehr das sogenannte „Kampfkleid“.

 

Die Landwehrmänner im Gründungsjahr 1988

Ausrüstung der Landwehrmänner:

  • Kampfkleid in den Grundfarben rot, gelb, grün oder braun
  • Strümpfe oder Strumpfhosen in entsprechend passenden Farben
  • Barett mit weißer und roter Feder
  • Brustschild mit Waldecker Stern
  • Kurzschwert, Spieß, Hellebarde, Armbrust, Muskete
  • Erste Fahne:  Schwarzer Deutscher Reichsadler auf goldenem Grund
  • Zweite Fahne:  Alte Twister Schützenfahne mit Waldecker Stern

Als Feldzeichen diente zunächst die älteste Twister Schützenfahne mit dem Waldecker Stern aus dem 18. Jahrhundert, die dann durch ein Banner mit dem Reichsadler ersetzt wurde. Diese Fahne wurde von Irmgard Subat gestickt. Die Waffen und Ausrüstungs-gegenstände wurden unter der Leitung von Waffenmeister Willi Subat selbst hergestellt.

Die Marketenderinnen 1988 – links mit Waffenmeister Willy Subat, rechts mit Fähnrich Detlef Rath.

Von links stehend: Marion Leyhe, Barbara Brand, Christina Lewandowski, Anke Butterweck, Sabine Rohde-Schmidt, Martha Wilke. Kniend von links: Irmgard Subat, Helga Klemann, Renate Risbeck.

Wie seinerzeit üblich, dient zur Versorgung der „Landwehr“ die Marketenderei, eine angegliederte weibliche Hilfstruppe, die für die Marschverpflegung zuständig ist.

Durch die angegliederte Marketenderei wurden erstmals in der Geschichte der Schützengilde Twiste Frauen aktiv in eine Formation eingebunden. Obwohl die Satzung eine Mitgliedschaft von Frauen nicht vorsieht, wurden die Marketenderinnen als fester Bestandteil der Twister Landwehr in den Reihen der Twister Schützenbrüder fast einhellig begrüßt.

 

Freischießen 1988: Von links Irmgard Subat, Sabine Rohde-Schmidt, Martha Wilke, Barbara Brand, Anke Rohde

Wesentliche Impulse zur Entwicklung und Darstellung der Formation gingen und gehen von den Frauen aus, die sich engagiert und begeistert an allen Aktivitäten der Twister Landwehr beteiligen.

Schon bei der Gründung der Formation wurde großer Wert darauf gelegt, dass dort jung und alt gleichermaßen vertreten waren und sich unter dem Landwehrbanner Twister und Twisterinnen zusammenfanden, die außerhalb der Landwehr zuvor wenig Kontakt oder Gemeinsamkeiten hatten. So zeigte sich schon bei den ersten Zusammenkünften, die der Gründung vorausgingen, dass hier eine gute Mischung entstanden war, die sowohl zielstrebig und fantasievoll planen und arbeiten konnte, aber auch regelrecht aus dem Stand heraus spontane kleine Feste feiern konnte.

Landwehr macht Spaß!

Marketenderinnen Ruth Schröder, Doris Wittmer, Annette Fehlau, Helga Klemann

Unvergessen aus diesen Tagen der Gründung waren die Sitzungen im Hinterzimmer des „Twister Hofes“: nach getaner Arbeit gehörte es zum festen Ritual, dass dem älteste Landwehrmann, Waffenmeister Willy Subat als letztem das Wort erteilt wurde. Diese Wortmeldung nutzte Willy stets, um in bestem ostpreußischen Dialekt einen Witz zu erzählen, was oft der Auslöser und Startschuss für legendäre „Nachtsitzungen“ war.

 

Die ersten Chargierten der Twister Landwehr:

Hauptmann Otto Paul
Leutnant Willi Götte
Waffenmeister Willi Subat
Zahlmeister Heinz Rausch
Chronist Wilhelm Wilke
Fähnrich Willi Fingerhut
2. Fähnrich Detlef Rath

 

Von links: Fähnrich Willi Fingerhut, Leutnant Willi Götte,  Zahlmeister Heinz Rausch, 

Hauptmann Otto Paul, Waffenmeister Willy Subat,  Chronist Wilhelm Wilke, Fähnrich Detlef Rath

Vor dem 2. Ausmarsch im Jahr 1988

 

Zum Twister Freischießen 1988 trat die Twister Landwehr dann erstmals an die Öffentlichkeit.

Erstaunen und viel Applaus riefen die Uniformen der Landwehrmänner und der Marketenderinnen hervor und so manche(r) Zuschauer(in) am Straßenrand stellte sich im stillen die Frage, was der Landwehrmann wohl unter seinem Kampfkleid trägt.

 

Karl-Heinz Figge im Festzug beim Freischießen 2002, in seinem Gefolge die Marketenderinnen

Diese Frage scheint heute weitgehend beantwortet zu sein, ebenso dürfte heute klar sein, dass sich die Twister Landwehr zu einer Einheit entwickelt hat, die aus der Schützengilde Twiste nicht mehr wegzudenken ist.

 

Zweiter Ausmarsch zum Freischießen 1995

Bei allen Auftritten der Gilde, Beteiligungen der Twister Schützen an Schützenfesten und Freischießen innerhalb der Historischen Schützengemeinschaft Waldeck, besonders aber bei den Schnadezügen, Schützenbiwaks und den Freischießen der Schützengilde Twiste ist die Twister Landwehr beteiligt und ihr Erscheinen wird stets mit Applaus belohnt.

Im Freischießens-Festzug

Trommeln für den Gleichschritt: Günther Brand am Schlagzeug der Twister Landwehr

Bei den Twister Freischießen ist der Platz vor dem Zelt am Montag gleichzeitig Gerichtsstätte und Folterplatz.  Missetäter beiderlei Geschlechts werden für kleine und große Vergehen bei Ableugnung der Schuld peinlich gefoltert und hart bestraft.

 

Karl-Ludwig Schmidt und Günther Brand sind die Folterknechte.

Auch außerhalb der Schützengilde ist die Twister Landwehr aktiv:

  • Zweimal in den Jahren zwischen den Freischießen 1988 und 1995 beteiligte sich die Twister Landwehr in Gemeinschaft mit der Freilichtbühne Twiste am Mittelalterlichen Markt in Korbach mit einem Holunder-Weinstand.
  • Seit Jahren werden regelmäßige Arbeitseinsätze zur Pflege und Erhaltung des Twister Freibades durchgeführt.
  • Jährlich werden Familientage durchgeführt, Wanderungen in die nähere Umgebung Twistes mit Grillfeten und spontan angesetzten Winterbiwaks. Hier wurden erstmals Heinz Papes kanadische Holzfällerfackeln eingesetzt, die für die äußerliche Erwärmung des Landwehrmannes sorgten.

 

Hauptmann Otto Paul beim Hufeisen-Zielwurf, beobachtet von Heinz Pape

Während der Twister Freischießenstage ist das große Zelt der Landwehr Anlaufpunkt und Ort der Befehlsausgabe, hier erholt sich der Landwehrmann von den Strapazen der Festzüge und Märsche, hier wird er von den Marketenderinnen mit Speis und Trank versorgt. Bei den Schützenbiwaks geht es locker zu, da wird der Stand der Twister Landwehr kurzerhand zur Cocktailbar umfunktioniert.

Die Twister Landwehr beim 2. Ausmarsch zum Freischießen 2002

 

Chargierte der Twister Landwehr  im Jahr 2015:

Hauptmann Jens Ludwig
Leutnants Hans Sadowski, Uwe Scheele
Waffenmeister Karl-Heinz Komm
Zahlmeister Wolfgang Luckey
Chronist Barbara Brand
Fähnrich Dennis Strewe

Die Mitgliederzahl der Twister Landwehr ist bis zum Freischießens-Jahr 2009 auf 41 aktive Mitglieder und 15 Veteranen angewachsen.

Mitglieder,  die in der Zeit zwischen den Freischießen neu in der Einheit aufgenommen wurden, erhalten traditionell beim Ersten Ausmarsch vor dem nächsten Freischießen die „Landwehr-Taufe“. Hierbei werden die Täuflinge vor der angetretenen Formation durch den jeweiligen Schützenkönig mit frisch geschöpftem Wasser der Twiste getauft.  Erst dann dürfen sich die nun nicht mehr „Neuen“ als vollwertige Landwehrmänner und Marketenderinnen bezeichnen, auch wenn der Beitritt in einigen Fällen schon fünf oder sechs Jahre zurück liegt.

Bei allen gemeinsamen Aktivitäten wird stets großer Wert darauf gelegt, dass ehemalige aktive Mitglieder, die „Landwehr-Veteranen“ in den Reihen der Aktiven willkommen sind, mitfeiern und dort „zu Hause“ sind.

Bei diesen Gelegenheiten ist dann oft der Schlachtruf der Twister Landwehr zu hören, wenn es gilt, einen besonderen Gast zu begrüßen, dem Hauptmann für seine klare Befehlsausgabe zu huldigen oder einfach nur aus purer Lust am Landwehr-Leben:

 

Hieb und Stich!

 

Die Landwehrmänner und Marketenderinnen der Twister Landwehr wünschen frohe und erlebnisreiche Tage beim

Freischießen 2016

vom 27. bis 30. Mai 2016

 und heißen alle Besucher in und vor ihrem Zelt herzlich willkommen.

       
Kontakt:

Hauptmann der Twister Landwehr
Jens Ludwig
Wilhelm-Emde-Straße 15
34477 Twistetal:
Mailadresse: ludwigjens1@t-online.de